Zirkuszüge und ICE-Computerfahrten
Schönebeck. In der Karl-Liebknecht-Schule rollen wieder auf 250 Modellbahn-Gleismetern die Züge. Der Eisenbahn-Club Schönebeck
zeigt bis zum 25. Februar Modellbahntechnik vom Feinsten. Die zwölfköpfige Schar um Vorsitzenden Jürgen Krebs grenzt das "rollende Material" zeitlich ein. Es sind Lokomotiven und Wagen zu sehen, die sich
von 1945 bis Ende der 80er Jahre auf den Gleisen der Reichsbahn bewegten. Darunter ist viel Vorkriegsmaterial. Es verkehren nur Dampf- und Dieselloks. Neben der legendären Schnellzuglok BR 01 sind auch Güterzugloks
der Baureihe 52, die Babelsberger Diesellok V 180 oder die sowjetische 132er zu sehen. Futuristisch anmutendes Reichsbahn-Highlight ist der formschöne Görlitzer Schnelltriebwagen, der in den 60er Jahren schon 180
km/h erreichte. Was aber die Gleise selten zuließen. Davon gab es in der DDR acht Stück. Sie verkehrten von Berlin nach Wien, Kopenhagen, Malmö und Karlsbad.
Auf der 40 Quadratmeter großen Anlage geht es
verkehrstechnisch zu wie in einstiger Reichsbahn-Wirklichkeit. Wie der Vorsitzende sagt, verkehren die Züge "vorbildgerecht im Raumabstand". Das heißt, zwischen zwei Hauptsignalen darf sich immer nur ein
Zug befinden. Gesteuert wird das Ganze von Gleisbildstellwerken, die ihren großen Originalen nachempfunden sind. Was dem Laien nicht erlaubt ist, nämlich dem Fahrdienstleiter im Stellwerk über die Schulter zu
schauen, wird hier möglich. Man kann erkennen, warum Zug A erst an Punkt B sein muss, damit Zug C folgen kann und wie die Fahrwege miteinander verriegelt sind. Von den zwölf Vereinsmitgliedern gehören vier dem
Staßfurter Traditionsbahnbetriebswerk an, haben also auch mit den Originalen etwas zu tun. Dort findet übrigens vom 31. März bis zum 1. April das nächste Dampflokfest statt.
Weil in DDR-Tagen Kinderspielzeug
subventioniert war, konnte man die Piko-Modelle zu moderaten Preisen erwerben. Brauchte man für erwähnte Schnellzuglok BR 01 nur 89 Mark auf den Tisch zu blättern, so sind es heute 250 Mark. Freilich sind die
Modelle filigraner geworden.
Schön anzusehen ist ein Zirkuszug. Dutzende Wagen des Zirkus Probst drehen auf Reichsbahnwagen ihre Runden durch's Modell-Ländle. Was einen realen Hintergrund hat. Vor etwa
30 Jahren wurden Zirkusse auf die Schiene gebracht, wenn sie weite Wege zurück legen mussten. Kraftstoff sparen hieß die Devise. Ein buntes Bild.
Heute sehen manche Loks im wahren DB-Leben auch farbenfroh
aus, weil sie Werbung tragen. "ZDF", "THW" oder "Zetti-Zeitz" sind zu sehen. Nur wird sich der Reisende zuweilen Gedanken machen, warum ausgerechnet eine Lok Werbung für das
Schmerzmittel "Aspirin" macht ...
Von Thomas Linßner
(LRSBK)
|